Von David Schlumpf

Gibt es etwas Schöneres als in den Alpen mit dem Segelflugzeug unterwegs zu sein?

Bestimmt findet der/die ein/e oder andere eine Tätigkeit, welche die Zeit genauso schön verstreichen lässt und Balsam, wie auch Herausforderung für Körper und Geist ist. Doch für uns ist es das Fliegen, im Besonderen das Streckenfliegen in den Alpen. Mögen diese Flüge kürzer oder länger sein.

 

Ende März 2018, wieder ist es soweit, ein kleines Grüppchen der SGBF macht sich auf den Weg nach St. Crépin, in den französischen Alpen, im Schlepptau haben wir fünf Flugzeuge: eine LS4, eine ASW28, einen Duo Discus, eine DG1000 und zu guter Letzt die nigelnagelneue, beinahe ungeflogene DG1001S, von welcher wir dieses Jahr zwei Stück erhalten haben.

An dieser Stelle geht unser Dank an den Verein und den Vorstand, welche uns genehmigen die Flugzeuge zu entführen und uns die Flieger für die Saison einfliegen lassen. Was wir mit ca. 20 Stunden pro Flieger in 10 Tagen honorieren. Genauso geht unser Dank an Samuel und Andreas Lerch, die das Lager organisieren, sprich Planung und Administratives erledigen, wie auch als Fluglehrer tätig sind,aber auch an Patrik Hasler, welcher dieses Jahr, als Fluglehrer, zur Unterstützung dabei ist.

Somit fahren wir also am 24. März los,um die 500km Weg, in die Region Provence/ Alpes/ Côte d/Azur, unter die Räder zu nehmen. Wir starten von zwei Standorten aus und treffen uns schliesslich auf der Raststätte Bavois, um einen Konvoi zu bilden.Mit einigen Halts um Kräfte zu tanken, Picknicks für die Mägen, Musik fürs Gemüt und Gesprächen mit dem Copilotenvergeht die Zeit schnell. Am Abend werden die Flieger auf dem Flugplatz Mont-Dauphin/St. Crépin/LFNC stationiert und die Unterkünfte bezogen.

Am Sonntag geht es dann bereits mit Kaffee und Croissants in Guillestre, ganz nach Tradition gewisser Teilnehmer.Anschliessend bauen wir die Flieger auf. Mit Michelle von der Flugplatzcrew erledigen wir das Administrative und werden von ihr, wie auch von der gesamten Flugplatz-Crew herzlichst empfangen. Alles wird absolut entspannt, aber professionell geregelt. Somit steht uns nichts im Wege am Sonntagnachmittag bereits die ersten Flüge zu geniessen.

Wir starten auf der Piste 34 und werden durch turbulente Luftmassen an den Tête de la Lauzière geschleppt und gelangen von da in Windeseile oder eher etwas in rostiger Manier, da es die ersten Flüge im Jahr sind, in ungeahnte Höhen.

Bereits an diesem ersten Tag machen wir mehrstündige Flüge und geniessen das sagenhafte Alpenpanorama. Wir arbeiten uns in den kommenden Tagen von St. Crepin nach Norden Richtung Briançon, Glacier Blanc und Noir, wie auch ins Serre Chevalier, nach Osten zum Col du Fromage und Monte Viso, Richtung Süden zum Lac de Serre Ponçon, Morgon, Dormillouse und zur Rennstrecke Richtung Meer, wie auch nach Westen Richtung Gap und Pic de Bure.

Wir erklimmen an mehreren Tagen Wellen bis zu FL 195, manchmal geht es schneller hoch und manchmal etwas langsamer. An anderen Tagen geht es einfach nur gar nicht oder im schlimmsten Falle runter. Es gibt jedoch keinen Grund sich zu beklagen, denn wir konnten diverse Flüge machen, von ruppig bis ruhig, von Sonnenschein bis Regen und Schneefall, von Hangpolieren bis Welleneinstiege und Kunstflugschläuche auskurbeln. Sehr beeindruckend in den Alpen sind auch die schnellen Wechsel der Flugbedingungen, dreht der Wind um ein paar Grad, kann das Einfluss haben und es ist wichtig die Situation, die Wolken und Hangwinde, in Echtzeit zu beurteilen.

Auf jeden Fall konnten wir uns für die Saison bereits ein Polster von ca. 20h – 25h anlegen, was definitiv ein Gewinn ist. Wir entscheiden dann aber in der zweiten Woche, am Dienstag nach Hause zu fahren, da Dienstag und Mittwoch schlechtes Wetter angesagt ist und der Donnerstag sowieso einen kurzen Flugtag gegeben hätte, denn die Flieger müssen ja jeweils wieder zusammengeräumt werden um nach Hause zu kommen, was bei 3 Doppelsitzern und zwei Einsitzern nicht nur ein kleines Unterfangen ist.

Somit machen wir uns am Dienstag auf die Reise und erahnen noch nicht die Abenteuer, welche uns erwarten.

Am Morgen prüfen wir die Lage der Strassen und stellen fest, dass alles frei von Stau und Schnee ist. Wir geniessen ein letztes Croissant und Café in Guillestre, bezahlen die angefallenen Kosten für Schlepps auf dem Flugplatz und machen uns auf den Heimweg.

Eine Stunde später, Richtung Col du Lautaret beginnt es zu schneien und prompt bleiben zwei von uns, inkl. Anhänger, auf der schneebedeckten Strasse stehen.In einer Hauruck Aktion mit Schneeketten und Mehrfachfahrten mit Abschleppseil kommen wir aber dennoch auf dem Pass an und auf der anderen Seite wieder runter.

Nach einer langen Fahrt treffen wir wieder in Schupfart ein und reinigen und versorgen die Flugzeuge.Dann geniessen wir noch ein paar Ferientage zu Hause, jeder auf sein Art.

Wir hatten eine super Zeit, wunderbare fliegerische Erlebnisse, unvergessliche Momente und eine tolle Kameradschaft.

Das ist Segelfliegen oder besser gesagt, Segelfliegen plus!